- Megalithkultur in Europa: Großsteinbauten und Steinsetzungen
- Megalithkultur in Europa: Großsteinbauten und SteinsetzungenIm Deutschen spiegeln Namen wie »Hünengräber«, »Riesenbetten« oder »Teufelskeller« den sagenhaften Hintergrund einer besonderen Grabform, die im französischen Volksglauben oft mit Feen oder dem Menschen fressenden Riesen Gargantua verbunden ist. »Giganti« lautet ein italienisches Wort für solche Gräber. Diese Bezeichnungen gelten für die im gesamten West- und Nordeuropa vorkommenden, aus großen Steinen errichteten Grabkammern, die in der Wissenschaft mit aus dem Griechischen entlehnten Wörtern als Megalithgräber (»megas« = groß; »lithos« =Stein), das heißt Großsteingräber, bezeichnet werden. Mit weiteren Steinanlagen, so den Steinkreisen (bretonisch »cromlechs«), den Steinreihen (»alignements«) und den einzelnen »langen« Steinen (bretonisch »menhir«), bilden sie den Kern der Megalithkultur, zu der die einzigartigen Tempelanlagen Maltas treten. In einzelnen Gebieten und Ländern, wie der Bretagne, Irland, Schottland oder Malta, dient die Rückbesinnung auf die Zeit der »großen Steinanlagen« auch heute noch der nationalen Identitätsfindung.Die volkstümlichen Bezeichnungen gehen weit in die vorwissenschaftliche Phase der Ur- und Frühgeschichtswissenschaft zurück. Man konnte sich nicht vorstellen, dass die oft riesigen, tonnenschweren Steine - der umgestürzte und zerbrochene Grand Menhir von Locmariaquer in der Bretagne wiegt circa 350 Tonnen - von Menschenhand bewegt werden konnten, sondern nahm an, dass hinter ihrer Er- und Aufrichtung übermenschliche - gute oder böse - oder auch außernatürliche Kräfte gestanden haben müssten. Wenn wir auch heute meinen, mehr zu wissen, vom Transport über die Aufrichtung bis hin zum anscheinend exakten Maßsystem dieser Zeit (»megalithisches Yard«), haftet den monumentalen Ruinen, den rohen Steinen, doch immer noch ein Hauch von rätselhafter Mythik einer verlorenen Zeit an. Vermeintliche Gemeinsamkeiten mit den frühen Grabanlagen Altägyptens, den Mastabas, sowie vielfache Vorkommen von Großsteingräbern in Palästina ließen die Forschung lange Zeit vermuten, dass die Wurzeln der Megalithkultur in jenen Ländern zu suchen seien. Neuere Radiokarbondatierungen aus Westeuropa zeigen jedoch, dass hier bereits ein Jahrtausend vor den ersten Pyramiden Ägyptens und ihren Vorstufen diese Großsteinanlagen errichtet wurden. Die Erscheinung, Gräber aus großen Steinen zu errichten, gibt es weltweit. Großsteingräber sind auch außerhalb Europas, vor allem in Ostafrika, Süd- und Ostasien erbaut worden, wo sie allerdings viel jünger als die europäischen Anlagen sind; sie gehören zumeist in die dortige Eisenzeit, in manchen Landschaften wurden Menhire noch bis in die jüngste Zeit aufgestellt. In Europa sind megalithische Kulturerscheinungen vor allem an das Meer und die küstennahen Landschaften gebunden, ein Indiz dafür, dass ihre Träger sie über See verbreiteten. Zentren sind die Mittelmeerinseln, besonders Malta, Sardinien und Korsika, die Iberische Halbinsel, Süd- und Westfrankreich, die Britischen Inseln und Südskandinavien mit der Norddeutschen Tiefebene von Ostholland bis zur Oder. Dazu erstreckt sich vom Pariser Becken über die deutsche Mittelgebirgszone, mit Ausläufern in den französischen Jura und an den Hochrhein, eine binnenländische Variante eigenständiger Prägung, die unter anderem durch die Anlage eingetiefter Galeriegräber gekennzeichnet ist, die eine langrechteckige Grabkammer und eine Vorkammer besitzen. Aufgrund lokaler Ausprägungen der Grabformen und des Kulturinventars, besonders der Keramik, zerfällt die Megalithkultur in zahlreiche Untergruppen, von denen die Almeríakultur (auf der Iberischen Halbinsel), die Windmill-Hill-Kultur und die Carlingfordkultur (auf den Britischen Inseln), die Boynekultur (Irland), die Trichterbecherkultur (von den östlichen Niederlanden über die Norddeutsche Tiefebene bis Südschweden), die Wartberggruppe (Ostwestfalen, Nordhessen) und die Bernburger Kultur (Mitteldeutschland) als die wichtigsten zu nennen sind. Entsprechend ihrer regionalen Vielfalt spiegelt sich auch die Vielfalt der erhalten gebliebenen Grabbeigaben wider, besonders die der keramischen Beigaben. Da die Gräber zumeist zugänglich blieben, sind die meisten schon in der Antike beraubt worden. Nur noch wenige vermitteln etwas von dem ehemaligen Reichtum, darunter auch Gold- und Kupfergegenstände, die zugleich die frühesten Belege der Metallverarbeitung in Mittel-, Nord- und Westeuropa (in Spanien wurde vielleicht in der Gegend von Almería Kupfer abgebaut) darstellen. Die Gräber sind entweder aus Findlingen (so in den nördlichen Gebieten) oder aus zugerichteten Platten errichtet, sodass also von Steinbruchtätigkeit auszugehen ist. Gewöhnlich wurden sie von einem Rund- oder Langhügel aus Erde und Geröll, der bis zu 150 m lang sein kann, überdeckt. Heute ist er zumeist verschwunden, ein Werk vor allem von Wind und Regen, aber auch späterer Generationen. Ob die höchste Aufschüttung, der etwa 40 m hohe Silbury Hill bei Avebury in Südengland ein Grab enthält, ist nicht gesichert, er enthält aber mächtige Sandsteinblöcke. Bei manchen megalithischen Grabkammern in Nordwestdeutschland gibt es großräumige Umfassungen aus Steinsetzungen. Solche Anlagen werden als Hünenbett bezeichnet, zum Beispiel bei Wildeshausen südwestlich von Bremen das 49 m lange Hünenbett Kleinkneten I oder im Oldenburger Raum bei Engelmannsbäke die »Visbeker Braut« mit 80 m langer, und der »Visbeker Bräutigam« mit 104 m langer Umfassung. Es kommen auch große Hünenbetten ohne Kammer vor, in denen Einzelgräber aus kleinen Geröllsteinen gefunden wurden.Man unterscheidet mehrere Grabtypen, die zum Teil in ihrer regionalen Verbreitung spezifische Muster aufweisen. Bei den Dolmen (bretonisch = »Steintisch«) bilden vier bis sechs senkrecht aufgestellte Wand- oder Tragsteine (Orthostaten) die Wände der viereckigen oder polygonalen Grabkammer, die ein bis zwei Steine flach abdecken. Die Urdolmen haben nur zwei Trägersteine. Je nach Größe, das heißt der Anzahl der Trägersteine, und Grundriss werden die Dolmen fachwissenschaftlich unterschieden in Urdolmen, erweiterte Dolmen, Großdolmen, Rechteck- und polygonale Dolmen. Ein Ganggrab (englisch »passage grave«; französisch »dolmen à couloir«) ist eine größere, zumeist rundliche Grabkammer mit fünf bis sechs Trägerpaaren, in die von außen - durch den einst aufgeschütteten Hügel - ein enger und niedriger Gang führt. Das große Ganggrab von La Roche aux Fées in der Bretagne hat mit seinem Toreingang Beziehungen zu nordwestfranzösischen (angevinischen) Megalithbauten. Beim Ganggrabtyp kommt es auch zu Überwölbungen - falschen Gewölben aus geschichteten Steinen - der Kammer, so besonders bei den iberischen, bretonischen und irischen Kuppelgräbern. Bei den Galeriegräbern (englisch »gallery grave«; französisch »allée couverte«) bildet der parallelseitige Langraum, der zumeist in den Boden eingesenkt ist, die Grabkammer. Der Eingang, dessen Türstein oft mit einem Loch, dem Seelenloch, versehen ist, liegt an der Stirnseite und besitzt eine kleine Vorkammer. Wenn man auch keine überregionalen Gesetzmäßigkeiten in der architektonischen Entwicklung feststellen mag, scheint es doch eine Tatsache zu sein, dass im Verlauf der Megalithkultur die Gräber immer größer und über längere Zeiten belegt wurden. Dies hat man damit erklärt, dass die Gräber zunächst nur als Grüfte (für Einzelbestattungen), später, besonders die Gang- und Galeriegräber, als Ossuarien, als Beinhäuser, einer Familie oder einer Sippe dienten. Bestattet wurden hier nur die Gebeine, nachdem das Fleisch verwest war. Unbestritten ist jedoch, dass zum Beispiel die Galeriegräber der deutschen Mittelgebirgszone zur Aufnahme des ganzen Leichnams dienten. In den gleichen kulturellen Zusammenhang gehören auch noch weitere Grabanlagen, die jedoch nicht aus »großen Steinen« bestehen. Auch sie bergen Kollektivbestattungen, das heißt es sind keine Massengräber von gleichzeitig zu Tode Gekommenen, sondern Gräber für über einen längeren Zeitraum wiederholte Bestattungen. Die Totenhütten wurden aus Holzbohlen (Megadendren) errichtet und eventuell zusätzlich mit einer Schicht kleiner Steinplatten (so in Warburg bei Höxter, Westfalen) ummantelt, andere Kollektivgräber sind aus kleinsteinigem Trockenmauerwerk aufgebaut (»Mauerkammern«), andere in Fels geschlagen. Solche Felskammergräber heißen auf Sardinien »Domus de janas« (»Feenhäuser«), sie kommen besonders im Mittelmeergebiet, aber auch im Pariser Becken als Hypogäen, als unterirdische Anlagen, vor. Man darf aber nicht übersehen, dass es neben den Kollektivbestattungen in denselben Landschaften auch Flachgräber mit Einzelbestattungen gibt, also dass Großsteingräber nicht immer die Norm waren, so zum Beispiel in Nordwestdeutschland. Die in den letzten Jahren in vielen europäischen Ländern entstandenen Inventare der Megalithgräber ermöglichen einen quantitativen Überblick über den aktuellen Bestand: Es haben sich bis heute noch Zehntausende von ihnen erhalten. Noch mehr sind jedoch in der jüngeren Vergangenheit, besonders im 19. Jahrhundert, verschwunden, als sie als »Steinbruch« für Straßenschotter oder Eisenbahndämme abgebaut wurden. Zum Beispiel schätzt man den ursprünglichen Bestand an Megalithgräbern in Schleswig-Holstein auf circa 3000, von denen nur noch etwa 150 erhalten sind. Nach der heutigen. Chronologie sind zuerst in der Zeit von 4800 bis 4500 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel (Serra de Abobareira, Nordportugal), in der Bretagne und in Irland Megalithgräber von frühen Ackerbauern und Viehzüchtern dieser Region gebaut worden. Hierfür sind die bretonischen Ganggräber von Caru und Barnenez mit schönen Außenfassungen auf der Ile Gaignog und Kercado in der Gegend von Carnac sowie die irischen von Carrowmore bei Sligo steinerne Zeugnisse. Ihren Höhepunkt erreichte die Megalithkultur um 3000 v. Chr., um dann allmählich auszuklingen. In Nord- und Mitteleuropa wird die Megalithkultur abgelöst von Kulturgruppen, die durch Einzelbestattungen gekennzeichnet sind, wie die Schnurkeramische Kultur und die Glockenbecherkultur. Die Glockenbecherkultur beendete auch auf den Britischen Inseln den Bau von Großsteingräbern, aber andere imposante Anlagen, wie Stonehenge, erfuhren in dieser Zeit der vorherrschenden Einzelbestattung einen weiteren, zugleich letzten Ausbau. Auch in Süd- und Südwesteuropa scheinen noch bis in diese Zeit Megalithgräber errichtet worden zu sein, zumindest dienten sie als Bestattungsorte der Becherleute. Noch in der nachfolgenden Bronzezeit werden oft tonnenschwere unbehauene Steine aufeinander getürmt (kyklopische Mauern), so bei den Mauern Mykenes oder den Nuraghen Sardiniens. Jedoch gehören diese Anlagen in einen gänzlich anderen kulturellen und geistigen Zuammenhang, der mit der Welt der Megalithkultur nichts mehr zu tun hat. Zumeist sind die Steine roh geblieben; nur wenige tragen Steinmetzspuren. Von einigen binnenländischen Gräbern in Thüringen, Niederhessen und Ostwestfalen abgesehen, unter ihnen das Galeriegrab Warburg I oder das Galeriegrab von Züschen (Gemeinde Fritzlar) mit seinen einmaligen Wagendarstellungen, sind vor allem in Irland, in der Boynekultur (Kuppelgräber von Newgrange, Dowth, Knowth), in der Bretagne (besonders Ile de Gavrinis) und auf der Iberischen Halbinsel die Wand- und Decksteine der Grabkammern dekoriert. Erhalten sind sowohl Ritzungen, Eintiefungen und - sehr selten - Reste von Bemalung (besonders in Gräbern der Region um Viseu in Portugal, aber auch an Felswänden auf der Iberischen Halbinsel). Es handelt sich bei den Motiven um Abbildungen zumeist von joch- und sichelähnlichen Figuren, von Beilen und Äxten, Dreiecken, Vierecken (auch in Dreiecke unterteilt), Kreisen und Spiralen, Pfeilen, Kreuzen oder auch schildähnlichen Figuren. Hinter einigen Kombinationen wurden auch Zahlenangaben vermutet (besonders 7 oder 9). Einige Forscher bringen diese Zeichen mit Vergänglichkeit, Tod und Erneuerung in Zusammenhang. Manche ähneln eindeutig einer weiblichen Figur, die als »Dolmengöttin« angesprochen wird und unter der man sich die Urahnin oder Urmutter vorstellen könnte, eine Fruchtbarkeits- und Todesgöttin. Vermutlich war, wie es in Spanien und Portugal erhalten blieb, auch in anderen Gegenden das Grabinnere bemalt. Über die Beweggründe, solche Grabbauten zu errichten, und darüber, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielten, wurde schon viel gerätselt. Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts vermutete man, dass die Megalithgräber Ausdruck einer religiösen Bewegung seien. Der berühmte englische Archäologe Vere Gordon Childe brachte die unterschiedlichen Grabformen mit einzelnen Sekten einer komplizierten Megalithreligion in Verbindung. Man ist übereinstimmend der Meinung, dass der Totenkult mit einer Ahnenverehrung zusammenhängt; dies gilt vielleicht auch für die Menhire, die möglicherweise für verstorbene Vorfahren stehen (nach ethnologischen Vergleichen können sie aber auch als Zeugen stehen für Verdienstfeste, die für angesehene Personen abgehalten wurden). In der englischen und skandinavischen Forschung herrscht die Meinung vor, dass die Großsteingräber auch den Lebenden als kollektives Symbol dienten, etwa für die Siedlungsgemeinschaft als sichtbares Zeichen ihres Territoriums. War es schon eine enorme kollektive Arbeitsleistung, die Großsteingräber zusammenzustellen - man musste die Steine heben, auch brechen, oft über mehrere Kilometer transportieren, mithilfe von Hebevorrichtungen aufeinander türmen -, so gilt dies erst recht für die imposanten Großanlagen, wie zum Beispiel die Steinkreise von Avebury in Südengland, wo unlängst ein weiterer Steinkreis in der alten Anlage aufgefunden wurde, die Steinalleen von Carnac mit über 3000 einzeln aufgestellten Steinen, oder den größten Steinbau Europas, Stonehenge, wo die »Blauen Steine«, die zur zweiten Ausbauphase der komplexen Tempelanlage gehören, aus über 200 km Luftlinieentfernung zu Wasser und zu Lande - wahrscheinlich also fast 400 km Transportweg - herangeschafft wurden. Diese riesigen Monumente sind zweifellos Zentralorte größerer Regionen gewesen, denn nur Hunderte oder Tausende von Arbeitern, die Hand in Hand arbeiteten, konnten diese Monumente errichten. Offenbar waren sie nicht nur für die Lokalgruppe Versammlungs- und Kultplätze, sondern auch überregional von Bedeutung, wie das Beispiel der Steinkreise von Avebury zeigt: Die im Kreis niedergelegten Steinbeile stammen, wie petrographische Untersuchungen beweisen, aus dem gesamten Westen Englands. Besonders an der Anlage von Stonehenge, an der jahrhundertelang immer imposanter und komplexer gebaut wurde - man schätzt den Aufwand auf circa 30 Millionen Arbeitsstunden - macht sich auch die in jüngster Zeit zunehmend Anhänger findende Faszination der »Astronomie in Stein« fest. Es wurde allerdings bereits im 17. Jahrhundert angenommen, dass die Beobachtung der Himmelskörper und ihrer Bahnen für die Anlage eine Rolle spielte. Stonehenge in seiner ersten Bauphase gilt vielen als eine auf den Tag der Sommersonnenwende ausgerichtete Anlage: In circa 30 m Entfernung stehen vor dem Umfassungsgraben zwei Steine, durch deren Lücke vom »Altarstein« im Inneren der Sonnenanfang beobachtet werden kann. Auch andere Megalithanlagen, kreisrunder, elliptischer oder rechteckiger Form, besonders die größeren und kleineren Steinringe, sollen nach astronomischen Beobachtungen und mit mathematischer Genauigkeit konstruiert worden sein. Die Bauten selbst dienten nach dieser Auffassung zugleich auch als Observatorien zur Beobachtung der Gestirne. Aus vielen Einzelbeobachtungen archäoastronomischer und archäologischer Art setzte sich somit allmählich das Bild einer streng hierarchisch gegliederten Gesellschaft zusammen, die von »Astronomen-Priestern« regiert wurde (Euan W. MacKie). Welch großes Maß an sozialer Organisation erforderlich war, kann auch am Beispiel von Europas größtem Hügel aufgezeigt werden, dem in Wiltshire nordöstlich von Avebury gelegenen Silbury Hill, der etwa 40 m hoch aufgeworfen wurde. Seine Bauzeit betrug mehr als zehn Jahre, wenn 500 Arbeitskräfte pausenlos tätig waren. Ungeklärt ist noch, ob es sich überhaupt um einen Grabhügel handelt. Jedenfalls musste es möglich sein, eine solch große Anzahl Menschen von der bäuerlichen Arbeit freizustellen und trotzdem die Ernährung zu sichern. Gerade diese Riesenmonumente mit ihrem überdimensionalen Charakter waren auf einen stabilen sozialen Hintergrund angewiesen. Geriet diese Gesellschaft in eine Dauerkrise oder unterlag sie einem religiösen Wandel, entfiel auch die Grundvoraussetzung der europäischen Megalithkultur. Gegen Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. scheint dies der Fall gewesen zu sein. Die großartigen Steinmonumente verloren ihre primäre Funktion, sie verschwanden schnell oder allmählich, je nach der Stärke regionaler Traditionen, sie vermitteln aber wegen ihrer Dauerhaftigkeit bis heute eine - wenn auch immer noch rätselhafte - Vorstellung vergangener Zeiten.Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel
Universal-Lexikon. 2012.